Ziele der Zertifikatsprogramme


Ziele der hochschuldidaktischen Qualifizierung von Lehrenden an der Friedrich-Schiller-Universität Jena

Lehrende der Friedrich-Schiller-Universität Jena sollen beim Ausbau und der Reflexion ihrer individuellen Lehrkompetenz im Sinne des „Shift from teaching to learning“ und dem „Lebenslangen Lernen“ unterstützt werden. Daher zielen die hochschuldidaktischen Angebote insbesondere auf die Förderung der folgenden Lehrkompetenzbereiche (Brunner et al., 2006; Shulman, 1986; Weinert, 1999):

 

Lehrkonzept & Lehransatz:

Lehrkonzepte können als lehrendenzentrierte oder studierendenzentrierte Orientierungen klassifiziert werden (Kember & Kwan, 2000; Trigwell, Prosser, & Taylor, 1994). Sie sind durch Überzeugungen über „gute" Lehre gekennzeichnet (Kember, 1997; Pratt, 1992). Die lehrendenzentrierte Orientierung zeichnet sich hierbei vornehmlich durch eine Vermittlung des Wissens aus, während die studierendenzentrierte Orientierung den eigenständigen Erwerb des Wissens durch die Studierenden fokussiert. Lehrkonzepte wiederum werden in einem situativen Interpretationsrahmen als Lehransätze im Handeln des Lehrenden beobachtbar (Kember & Kwan, 2000; Lübeck, 2009; Winteler, 2001) und beeinflussen das Lernen der Studierenden (Kember & Kwan, 2000; Postareff, Lindblom-Ylänne, & Nevgi, 2007).

Bezugnehmend auf den von der KMK (2005) anvisierten „Shift from teaching to learning" (Berendt, 2004; Wildt, 2003) erscheint es daher als relevant, dass Lehrende bei der Entwicklung eines studierendenorientierten Lehrkonzeptes Unterstützung finden.

 

Lehrwissen:

Das Lehrwissen gilt als zentraler Bestandteil der Expertise von Lehrenden. Sie verfügen über Kenntnisse zur Planung von Lehrveranstaltungen, Durchführung von Lehrveranstaltungen, Prüfungen und Beratungen von Studierenden (Hiebert, Gallimore, & Stigler, 2002). Sie kennen lernpsychologische Grundlagen und wissen, in welchen Kontexten sie dieses einsetzen können (Pintrich, 2002). Aufgrund fehlender Ausbildungsangebote zur Hochschullehre ist das Lehrwissen zumeist durch die Erfahrungen der Lehrenden im täglichen Handlungsfeld entstanden – dem sog. „Learning by doing“ (Anzai & Simon, 1979). Dieses Wissen ist durch subjektive Theorien gekennzeichnet, die Fehlkonzepte beinhalten können (Renkl, 1996).

Um Lehrende bei der Erweiterung und Überprüfung ihres bisherigen Lehrwissens zu unterstützen, bedarf es der Vermittlung von wissenschaftlich fundierten Kenntnissen zur Hochschullehre, die die Lehrenden adaptieren und anwenden können (Dart & Clarke, 1991).

 

Selbstregulation:

Selbstregulation bezeichnet die bewusste Steuerung der Aufmerksamkeit, der Emotionen, der Motivation in Bezug auf eine zielorientierte Handlung (Heckhausen, 2006). Für die Lehre bedeutet dies, dass Lehrende befähigt sind Lehrziele zu setzen, die sie mit Lehrstrategien erreichen können. Hierbei berücksichtigen sie bewusst die Anforderungen der Studierenden, die situativen Gegebenheiten und Lehrinhalte. Dazu gehört auch die Schulung der Wahrnehmung von externalen und internalen Feedbacks zum eigenen Lehren. Diese dienen dabei als Anker für die Auseinandersetzung mit dem eigenen Lehrwissen (Elshout-Mohr, Daalen-Kapteijns, & Meijer, 2004). Lehrende mit einer hohen Selbstregulation zeichnen sich durch eine hohe Bereitschaft zur Fremd- und Selbstevaluation ihrer eigenen Leistungen als Grundlage für ein reflektiertes Lernen aus (Postareff et al., 2007). Die Selbstregulation von Lehrenden kann durch Perspektivwechsel und die kontinuierliche Reflexion des eigenen Lehrhandelns gefördert werden.

 

Lehrmotivation:

Die Lehrmotivation und die Selbstregulation stehen in Beziehung zueinander. Internale Feedbacks unterstützen die Entwicklung einer intrinsischen Lehrmotivation (Deci, Kasser, & Ryan, 1997). Lehrende, „[…] die Unterrichten als pädagogische Herausforderung wahrnehmen, die Freude daran haben, Schülerinnen und Schüler bei Ihren Lernerfahrungen zu begleiten und ihnen Lerninhalte zu vermitteln, erleben ihre Lehrtätigkeit als intrinsisch erfüllend. Sie interessieren sich sowohl für den pädagogischen Prozess als auch die Inhalte, die sie vermitteln.“ (Kramer, 2002, S. 83). Entsprechend sollten Lehrende bei der Entwicklung und Aufrechterhaltung ihrer Lehrmotivation kontinuierlich unterstützt werden, beispielsweise durch individuelle Beratungsangebote und Gruppengespräche. Darüber hinaus sollen die Teilnehmenden motivationspsychologische Kenntnisse erwerben, um entsprechende Strategien in ihren eigenen Lehrveranstaltungen anwenden zu können.

 

Scholarships of Teaching and Learning:
Durch den Einsatz der hochschuldidaktischen Qualifizierungsprogramme werden die Lehrenden darüber hinaus im Sinne des "Scholarship of Teaching" (Huber & Hatching, 2005) unterstützt. Sie erlernen Fähigkeiten zur wissenschaftlichen Analyse ihrer bisherigen Lehre und entwickeln forschungsorientierte Strategien zur Optimierung ihrer Lehre. Hierdurch können fachdidaktische Kompetenzen der Lehrenden weiter ausgebaut werden, die für eine nachhaltige Verknüpfung von Forschung und Lehre bedeutsam sind.